Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 5, Mai 2001

Laudatio für Günter Blobel
Nobelpreisträger für Medizin des Jahres 1999

Aus Anlass der Verleihung des Ehrenbürgerrechtes der Stadt Freiberg am 20. Juni 2000 in der Aula des Geschwister-Scholl- Gymnasiums Freiberg.

Stadtrat beschloss Ehrenbürgerrechte

Am 08. Juni 2000 beschloss der Stadtrat der Universitäts-- und Bergstadt Freiberg, Herrn Prof. Günter Blobel, Nobelpreisträger für Medizin des Jahres 1999, das Ehrenbürgerrechte der Stadt Freiberg zu verleihen. Als Ort der Ehrung wählten wir die Oberschule aus, an dem er 1954 sein Abitur ablegte das Geschwister-Scholl-Gymnasium unserer Stadt. Hier erwarb er sich die Grundlagen für seine spätere hervorragende wissenschaftliche Laufbahn. Hier wollen wir ihn ehren als den ersten Nobelpreisträger, der aus dieser Schule hervorgegangen ist. Wir wollen damit ein Beispiel aufrichten für die lernende und studierende Jugend, ein Beispiel für menschliche Größe, für Fleiß, für Strebsamkeit und erfolgreiches wissenschaftliches Arbeiten.

Jugend und Abitur in Freiberg

Ein deutsches Schicksal

Auf dem Weg gen Westen

Der schwierige Weg des Wissenschaftlers

Beispiel für die Jugend unserer Stadt

Günter Blobel in der Talk-Show bei Reinhold Beckmann in der ARD

Freiberger Vorzugsunterricht beim Nobelpreisträger.
Foto: Detlev Müller

Menschen werden geboren mit den unterschiedlichsten Anlagen. Der eine wird sein Handwerk beherrschen – sei er nun tatsächlich Handwerker oder Ingenieur oder auch Wissenschaftler. Das verdient alle Achtung und Anerkennung. Der andere aber wird zu mehr befähigt sein, zu im wahrsten Sinne schöpferischer Arbeit, mit Fleiß nutzend seine hervorragenden Geistesgaben und sein Geschick. Auch das werden wir in allen Berufsgruppen finden – beim Handwerker, beim Ingenieur und beim Wissenschaftler. Und diese herausragenden Leistungen werden die Menschheit in besonderer Weise weiterbringen. Sie werden gewohnte Bahnen verlassen, neues Denken einbringen, im Widerstreit mit dem Bisherigen leben müssen, kritisch die eigenen Arbeiten prüfen, Irrtümer und Triumphe erleben und dabei bleiben. Ein Humanist in Bescheidenheit und hoher Selbstdisziplin.

Ohne Zweifel gehört Prof. Günter Blobel zu dieser Gruppe von Menschen und ohne Zweifel gehören seine Erfahrungen hier am Geschwister-Scholl-Gymnasium – während ihm Freiberg etwa acht Jahre Heimat gab – zu dem prägenden Erleben seiner Jugend. Ohne Zweifel waren hier bereits Entwicklungslinien zu erkennen.

Jugend und Abitur in Freiberg

Er fiel schon auf, hier an der Penne, im neusprachlichen Zug, der A2 mit Englisch und Latein. Er war ein netter, sympathischer großer Junge.

Aber er galt schon unter seinen Mitschülern als genial, bei weitem kein Streber, aber es fiel ihm das Meiste zu – Hausaufgaben und Lernen zu Hause waren für ihn nicht das Problem. Aber eines zeichnete ihn aus – seine Lehrer hatten es nicht einfach, er fragte viel.

Er hinterfragte, stellte in Zweifel und brachte seine Lehrer gehörig ins Schwitzen. Das war mit einer gewissen rhetorischen Begabung verbunden, die sich in den Diskussionen noch schärfte. Auch der Club Requa im Café Hartmann trug dazu bei.

Ein Lehrer ragte dabei heraus. Es war Christian Neumann den sie „Stift" nannten. Er diskutierte mit ihm vieles in Deutsch, Englisch, Geografie. Und gewiss hat dieser Lehrer den Jungen mit geprägt. Überhaupt sind es ja weniger die unauffälligen Lehrer, sondern häufig die auffälligen, die knorrigen, die menschlich hochstehenden, die Humanisten nicht die Ideologen. Diese prägen in besonderer Weise die jungen Menschen. Auch hier dürfen wir wieder Entwicklungslinien abheben. Das immerw‰hrende Nachfragen, das Nachforschen ließ ihn zu einem exzellenten Forscher werden.

Günter Blobels Interessen waren weit gespannt, aber er hatte sich der Medizin verschrieben. Seinem Vater, als Tierarzt, assistierte er häufig. Sein Ziel galt stets der Humanmedizin. Vielfältig waren seine Interessen auch für Musik. Er erhielt Klavierunterricht. Er komponierte sogar eine Klassenhymne, die er bei der traditionellen Klassenfahrt in Weimar uraufführte. Natürlich war sie jugendgemäß disharmonisch, unbändig. Und dann war er nie ein Eigenbrötler. Schon in seiner großen Familie mit acht Kindern und dem offenen Haus, das seine Eltern führten, wäre das gar nicht möglich gewesen. Auch das schwere Erleben der Kriegs- und Nachkriegszeit schweißte zusammen. „Ich wurde nie zum Egoismus erzogen", sagte er einmal. Das sind die Verdienste seines Elternhauses, der Schule und seiner Lehrer. Das ließ ihn die für seine späteren Arbeiten so wichtige Teamfähigkeit erlangen und wenn er über seine Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit berichtete, dann sprach er nie vom „Ich", sondern immer vom „Wir". Eine Nachbarin von Günter Blobel, eine heute in unserer Stadt hochgeschätzte Ärztin, berichtete, wie sie als Einzelkind in dieser großen Familie ein- und ausgehen konnte, wie sie aufgenommen wurde, wie immer etwas los war, wie die Mutter es verstand, immer alles unter einen Hut zu bringen und der Vater als geachteter und tüchtiger Tierarzt stets für das Wohl seiner großen Familie aufkommen konnte.

Freiberg hat in dem jungen Mann Günter Blobel vieles geweckt und aufgeschlossen und entwickelt für seine spätere Lebensbahn.

Ein deutsches Schicksal

Günter Blobel steht aber auch für ein deutsches Schicksal. Er wurde im Mai 1936 in dem schlesischen Dorf Waltersdorf im Kreis Sprottau geboren. Es war ein ruhiges Straßendorf mit ausgeprägter Landwirtschaft. Die Familie wohnte damals im Postgebäude. Es spricht wieder einmal für den deutschen Gemütszustand, wenn in Medien diese schlesische Herkunft geleugnet wird. Aber sie werden durch unsere polnischen Nachbarn eigentlich eines Besseren belehrt. So schreibt das in Opeln erscheinende „Schlesische Wochenblatt":
„Die Gemeinde Waltersdorf mit dem Bürgermeister Mark Zylinzuk hat ihren Landsmann zu einem Besuch seines Heimatdorfes eingeladen. Auf dem Programm steht die Enthüllung einer Gedenktafel am Gebäude des Postamtes, in dem vor dem Kriege der Tierarzt Blobel wohnte, sowie auch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den Nobelpreisträger während einer Sitzung des Gemeinderates."
Eine Gruppe von Gymnasiasten wird sich in Bälde aufmachen, um sein Heimatdorf zu besuchen.

Es ist erfreulich, dass nun auch Günter Blobel zur Aussöhnung zwischen den beiden Völkern beitragen kann und in Polen es sich immer mehr breitmacht, die deutsche Vergangenheit nicht mehr zu leugnen.

Übrigens ist Prof. Blobel der zwölfte Nobelpreisträger, den Schlesien hervorgebracht hat. Dazu zählen z. B. Gerhard Hauptmann, Friedrich Begriffs, Paul Ehrlich, Max Born, Prof. Haber und Reinhard Selten. Die Schlesier scheinen ein besonderer Volksstamm zu sein.

Aber kommen wir wieder auf sein Schicksal zurück.

1945 floh die Familie vor der anrückenden Roten Armee, dabei kam die älteste Schwester bei einem Tieffliegerbeschuss ums Leben. In verschiedenen Orten fand man Unterkunft, Günter Blobel selbst in Reichenbach bei Mittweida.

1947 dann – der Vater war aus dem Krieg zurückgekehrt – vereinte sich die Familie in Freiberg in der Bachstraße, wo sie ein kleines Haus bewohnen konnte. Schnell brachte es der Tierarzt mit seiner Tatkraft und Tüchtigkeit zu Ansehen in den umliegenden Dörfern und in der Stadt.

Die Brüder Günter Blobels erwarben das Abitur, aber dann durften sie nicht – ihrem Wunsche folgend – studieren. Der Vater war ja ein Bürgerlicher und nicht Vertreter der Arbeiterklasse. So entschwand einer nach dem anderen nach dem Westen. Auch Günter Blobel blieb nichts anderes übrig, als nach dem Abitur diesen Weg zu wählen, um mit Unterstützung seiner Brüder das Medizinstudium aufzunehmen.

Es war nicht einfach für ihn. In einer Nachricht an eine Klassenkameradin aus dem Jahre 1958 in der Weihnachtszeit schreibt er: „Leider durfte ich nicht nach Hause kommen. Ist ja grotesk, was? Nach Moskau, Breslau, in unsere alte schlesische Heimat darf ich von München aus fahren, aber nicht nach Freiberg. Gesamtdeutsch?!?!" (Und es ist auch ein Zeitzeugnis. 1983 erhielt Günter Blobel den sehr ehrenvollen Ruf mit Genehmigung der DDR-Behörden, Mitglied der deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle zu werden.)

Aber es sollte 1958 eigentlich noch grotesker werden. Seiner Schwester wurde schließlich das Betreten der Oberschule verweigert, da alle ihre Brüder im Westen lebten und studierten.

Zwar konnte das nach Protest rückgängig gemacht werden, aber seine Eltern wollten oder konnten nicht mehr und gingen mit den anderen Geschwistern schließlich auch in den Westteil unseres Landes. Wiederum wurde die Familie vertrieben.

Ein deutsches Schicksal, das so vielen anderen auch widerfuhr. Aber es geht eigentlich noch ein Stück weiter.

Auf dem Weg gen Westen

Nach dem Studium z.B. in München, in Kiel und dem Examen in Tübingen folgte seine ärztliche Tätigkeit. Hier wuchs in ihm die Erkenntnis: „Wir Ärzte behandeln eigentlich nur die Symptome, die Ursachen behandeln wir nicht." Das führte zu dem Entschluss, weiter zu studieren Chemie, Biochemie um eben diese Ursachen zu erforschen. Aber dazu war es in Deutschland zu eng, dazu gab es kaum Voraussetzungen. In Deutschland, so sagte er, gab es damals zu wenig gute Leute und viel zu wenig gute Institute. Und so entschloss er sich, dieser Enge zu entfliehen und die Weite Amerikas zu suchen. Ich meine die Weite nicht landschaftlich, sondern in der geistigen und freiheitlichen Ausrichtung – auch auf dem Gebiet des Lernens und der Forschung.

Und eigentlich hat sich daran in unserem Lande auch bis heute wenig geändert. Auf eine Frage, ob er denn nach Deutschland zurückkehren wolle, antwortete er, dass er mit 63 Jahren noch so viel vorhatte, aber in Deutschland würde man dann schon in den Ruhestand geschickt und dann könne er nur mit seinen Hunden an der Elbe spazieren gehen.

Das wäre ihm viel zu wenig, er wolle ja noch so viel bewegen.

In den USA studierte Blobel weiter. Sein Doktorvater wurde George Palade, der selbst an der Rockefeller University den Export von Eiweißen aus den Zellen nachwies und 1974 dafür den Nobelpreis bekam. Damit war auch Blobels Forschungsrichtung bestimmt. Er ahnte damals wohl aber nicht, dass er mehr als zwanzig Jahre harter Überzeugungsarbeit vor sich hatte und der heute Gefeierte durchaus ignoriert, bekämpft und verhöhnt wurde. Er galt jahrzehntelang als unbequemer Querdenker, doch er gab niemals auf. „Ich verbeiße mich nur in gute Ideen" sagte der Forscher.

Der schwierige Weg des Wissenschaftlers

Und vielleicht lassen Sie mich bei diesem Weg des Wissenschaftlers und Forschers Günter Blobel noch ein ganz wenig verweilen. Er zeigt, welches Zeug man braucht, um ein ganz Großer zu werden. Was jetzt als Geniestreich gefeiert wird, wurde jahrzehntelang bekämpft. Die Ergebnisse seiner Experimente und deren Eleganz, die heute gelobt wird, wurden als Laborfehler verhöhnt.

Er wurde als Ideologe seiner eigenen Theorien beschimpft, heute liefern seine Ideen die Ansätze für mögliche Therapien in der Medizin. Die Gentechnik kann aufgrund der von ihm entdeckten Mechanismen auf kommerzielle Erfolge hoffen.

Er stellte sich der Frage: Wie finden die Heerscharen der Eiweißmoleküle, die eine Zelle produziert, ihren Bestimmungsort? Welche Eiweiße sind für den Export bestimmt? Wie werden sie verfrachtet? Heute wissen wir, dank Blobel, die Antwort. Die Eiweiße führen die Informationen über ihren Bestimmungsort wie eine Art Adressaufkleber mit sich. Aber der Weg bis zu dieser Erkenntnis war weit.

„Als wir diese Idee 1971 veröffentlichten, hat uns niemand geglaubt", sagt Blobel. Ein paar junge Leute hatten gewagt, gegen das wissenschaftliche Establishment anzudenken. Am ersten Weihnachtsfeiertag 1974 gelang ihm bei der Untersuchung von Präparaten der experimentelle Nachweis. Aber selbst das wurde mit Gegenthesen versucht herunterzuspielen. Noch 1981 wird er heftig bekämpft. Am renommierten Massachusetts Institut of Technology MIT soll er einen Vortrag halten und wird praktisch zum Widerruf aufgefordert. Endlich waren 1982 seine Überlegungen mit dem Adressaufkleber als Signalsequenz akzeptiert.

Aber dann die nächste Frage. Wie kommen die Eiweißmoleküle durch die Zellmembran hindurch? Als er die Lösung hatte – dass sich sozusagen Türen öffnen – wurde ihm dogmatisches Beharren auf überholte Ideen vorgeworfen. Seine Experimente wurden als Artefakt also als ein vom Menschen geformtes künstliches Produkt – sprich Laborfehler – bezeichnet.

Aber am Ende sollte sich seine penible Laborarbeit auszahlen. Nun konnte er wieder in renommierten Wissenschaftsmagazinen publizieren. Dem unerschütterlichen Optimisten gelang es, selbst dem jahrzehntelangen Widerstand eine gute Seite abzugewinnen. „Ich hatte die Ruhe, meine ganzen Ideen über 25 Jahre experimentell zu prüfen. Das gibt es kaum noch in der Wissenschaft. Darum habe ich den Preis vermutlich auch allein bekommen." Und vielleicht gibt es noch einen weiteren Lohn? Die Max-Planck-Gesellschaft hat er beim Aufbau des neuen Institutes für molekulare Zellbiologie in seiner Lieblingsstadt Dresden beraten können.

Beispiel für die Jugend unserer Stadt

Vermögen wir nicht, in seiner Haltung den jungen Günter Blobel zu erkennen, den Fragenden, den Hartnäckigen, den Bohrenden, den Abiturienten des Jahrgangs 1954? Erkennen wir nicht in dem Spender für die Frauenkirche und die Dresdner Synagoge den Selbstlosen, der nicht zum Egoisten erzogen wurde, sondern zu einem Humanisten?

Sehen wir nicht in dem jungen Menschen, dem das Herz blutete als er das zerstörte Dresden sah, auch den Menschen, der sich nun ganz aktiv mit seinem amerikanischen Freundeskreis für Dresden für den Wiederaufbau der Stadt einsetzt, dass sie wieder ihre Zukunft gewinnt? Erkennen wir nicht im Schüler Günter Blobel, der in der 12 A2 die Klassensymphonie komponierte, den Kenner und Liebhaber der Kunst, auch wenn es nun um die der Barockzeit geht?

Ich denke, diese Fragen sind alle beantwortet. Die Entwicklungslinien des jungen Günter Blobel zeigten sich schon in Freiberg und er entwickelte sie zu einer ungeahnten Größe und Reife.

Das wird nicht allen Menschen beschieden sein, aber ihm ist es beschieden. Und so freuen wir uns mit ihm und wir freuen uns, dass die Stadt Freiberg – und die „Oberschule Geschwister Scholl" in unserer Stadt – daran einen Anteil haben durften.

So wollen wir unserem ehemaligen Bürger unserer Stadt heute das Ehrenbürgerrechte verleihen als Anerkennung für seine Leistung, die er erbrachte, als er in die Welt hinauszog.

Wir wollen mit unserem Ehrenbürger ein Beispiel aufrichten für die Jugend, die nun in diesem Gymnasium die Schulbank drückt.

Wir wollen ehren einen Deutschen, den das Schicksal, aber auch sein unstillbarer Wissensdurst, seine Neugier auf Neues, von Schlesien über Sachsen, über Westdeutschland bis nach Amerika führte.

Sehr verehrter Herr Prof. Blobel, wir wollen Ihnen danken, dass Sie heute zu uns gekommen sind und die Ehrung, die wir vorbereitet haben, annehmen. Wir wünschen Ihnen noch viele Jahre voller Gesundheit, voller Neugier auf die Dinge, die die Welt zusammenhalten, voller Wissensdurst und Forscherdrang.

Wir wissen auch von Wünschen Ihrerseits. Sie hoffen, dass die Zukunft noch mehr Erfolge in der Grundlagenforschung der Biologie bringt und auch Behandlungsmöglichkeiten daraus entstehen. Und dann gibt es noch einen Wunsch:
„Ich wünsche mir, dass die Menschen endlich aufhören, einander zu bekriegen, dass der ethnische und der Rassenhass – auch in Deutschland – ein Ende findet und sich die Menschen auf andere Dinge konzentrieren."

Günter Blobel träumt von zwei Säulen, die in der Frauenkirche von seiner Nobelpreisprämie gebaut werden.
Foto: dpa

Gratuliere, Prof. Blobel, ein perfektes Schlusswort – eines Nobelpreisträgers und unseres Ehrenbürgers wahrhaft würdig. Wir grüßen unseren neuen Ehrenbürger Prof. Günter Blobel mit einem herzlichen „Glück auf!"

(Aus: Freiberger Freie Presse)

Nobelpreisträger Günter Blobel
in der Talk-Show bei Reinhold Beckmann in der ARD

Nun zu unserem großen Sohn Schlesiens dem Nobelpreisträger von 1999 Ganter Blobel aus Waltersdorf Krs. Sprottau - jetzt in den USA. In der ARD-Sendung, vom 13.03.2000, 23.00 Uhr, bei „Beckmann" hat er folgendes zu Gehör gebracht:

„1945 auf der Flucht von Schlesien in Richtung Westen sind wir damals vier Tage vor der Bombardierung Dresdens (13.02./14.02.1945), vom Weißen Hirsch kommend - über die Augustusbrücke - an der Frauenkirche in Dresden vorbeigezogen. An jenem 09.2./10.02. hat mich 8-jährigen die riesige Steinglocke dieses Bauwerkes beeindruckt. Im Juni 1945 zogen wir wieder in Richtung Heimat Schlesien an der Frauenkirche vorbei. Doch nun lag alles in Schutt und Asche. Mit der Rückkehr nach Schlesien wurde dann nichts. Wir wurden zurückgewiesen und landeten dann in Freiberg in Sachsen. Hier habe ich dann mein Abitur gemacht. Mitte der 50iger Jahre gingen wir dann nach Westdeutschland. Hier habe ich dann studiert und Anfang der 60iger Jahre führte mich der Weg in die USA. Dort habe ich die großen Entdeckungen der Zellenforschung gemacht. Nun hat man mich dafür mit dem Nobel-Preis 1999 bedacht. Das Preisgeld in Höhe von 1,7 Millionen stelle ich für den Aufbau der Frauenkirche Dresden und einer Synagoge in Dresden zur Verfügung. Entsprechend der Kosten des Wiederaufbaues beider Bauwerke werden 1,6 Millionen für die Frauenkirche und 0,1 Millionen, also 100.000,-- DM, für die Synagoge bereitgestellt. Die entsprechenden Gelder werde ich im Juni 2000 persönlich den zuständigen Stiftungen in Dresden übergeben."

Spende für Frauenkirche überreicht. In der Dresdner Frauenkirche übergab Nobelpreisträger Günter Blobel (l.) einen Scheck von 1,6 Mio DM für den Wiederaufbau des Gotteshauses. Entgegengenommen wrde die Spende von Landesbischof Voker Kreß (2. v. r.) als Vorsitzender des Kuratoriums, Sachsens Justizminister Steffen Heitmann (2. v. l.) als stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrates und Startrompeter Ludwig Güttler (r) als Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft zur Föderung des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche.

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