Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 6, Juni 2003

Die Glogauer Jesuitenkirche

von Eugen Kretschmer

Unter dem Orgelchor:
die Heldenhalle

Die Kapellen auf der Epistelseite des Hochaltars

Neu herausgegeben von Josef Wagner,

Geistlicher Rat in Hildesheim

3. Fortsetzung

2. Die Kapellen

Das Schiff der Kirche ist von einem Kranze von Kapellen umgeben.

a) Auf der Evangelien-Seite des Hochaltars (Kanzel-Seite):

Hinter der Kanzel

die Marien-Kapelle,

in den alten Urkunden genannt: die Kapelle der ,,seligsten Jungfrau vom heiligen Blute". Sie enthält als bedeutsamsten Schmuck das Grabdenkmal der Fürstin Liechtenstein: ein Unterbau von dunklem Stuckmarmor trägt einen Sarkophag aus echtem schwarzen Marmor. Auf ihm erheben sich die beiden vergoldeten Wappen, links das von Liechtenstein, rechts das von Oettingen-Spielberg. Das Ganze ist umrahmt von einem in Gipsstuck ausgeführten Hermelin-Mantel, dessen Enden zusammen mit der Fürstenkrone zwei reizende Engelsfiguren halten.

Die Grabschrift lautet:

,,Deo Optimo Maximo. Hac sub urna quiescit Serenissima Domina Domina Maria Anna Katharina Sancti Romani Imperii Princeps de Lichtenstein eI Nikolspurg, Nata S. R. I. Comes ab Oettingen-Spilperg, anno 1729 15. Aprilis die sancto Parasceves moriferti Domino sancte commortua. Cui Serenissimus Dominus Dominus Josephus Joannes Adam S. P. I. Princeps et Gubernator domus de Lichtenstein, Oppaviae et Carnoviae Dux, Comes in Felsperg, aurei Velleris Eques monumentum hoc erexit anno 1737.

Tu Viator treme post Parasceven venturum ludicem."

"Unter diesem Grabmal ruht ihre gnädigste Durchlaucht Maria Anna Katharina des hl. römischen Reiches Fürstin von Liechtenstein und Nikolsburg, geborene Reichsgräfin von Oettingen-Spielberg. Sie starb heiligmäßig 1729 am hl. Karfreitag, zusammen mit dem sterbenden Heiland. Ihr ließ dieses Denkmal setzen Se. Durchl. Josef Johann Adam, der regierende Fürst von Liechtenstein, Herzog von Troppau und Jägerndorf, Graf von Felsberg, Ritter des Goldenen Vließes, im Jahre 1737.

Du Wanderer, zittere vor dem Richter, der nach dem Karfreitag kommen wird."

Das Marienbild in der Nische,

das von der Gräfin Harrach gemalt sein soll, befand sich früher in der jetzigen Judas-Thaddäus-Kapelle. Die sehr gelungene Barock-Umrahmung der Nische führte Kunstmaler Kristen-Breslau 1926 aus.

Gegenüber an der Wand, bei der Kanzel-Treppe, ein Marien-Bild von einem unbekannten Meister, ein Geschenk des Fürstbischof Förster. Darunter die ältesten Reliquien des Gotteshauses, deren feierliche Übertragung am 15. Juli 1663 in die damalige Notkirche der Chronist ausführlich beschreibt. Es handelt sich um die ,,Corpora St. Abundantii et Cölestinii Martyrum", genauer um die Hirnschale - nicht Haupt! - und zwei Ärmknochen der genannten hl. Märtyrer. Rechts und links davon je ein Reliquiar: rechts mit Reliquien der hl. Emerentiana, links des hl. Prudentius.

Überaus schön ist die Decke der Marien-Kapelle, die glücklicherweise weder von dem Brande 1711, noch von dem 1758 beschädigt wurde, also seit 1730 in ihrem malerischen und plastischen Schmuck fast unversehrt erhalten ist. 1897 wurden die Gemälde von Professor Donadini aufgefrischt, teilweise erneuert. Die feinen in Stuck modellierten Akanthus-Gewinde umschließen ein großes Mittelfeld und mehrere kleinere Medaillons. Das Mittelfeld zeigt eine von Engeln getragene Madonna, die ,,Königin der Engel", mit ihrem göttlichen Kinde auf dem Arme. Das Bild ist von ganz besonderem Liebreiz: Kaum noch irgendwo in Schlesien wird ein zweites, so fröhliches, glücklich lächelndes Jesuskind zu finden sein, dem die Freude aus den Äugen strahlt, seiner geliebten Mutter die längst verdiente Krone der ,,Königin des Himmels" aufsetzen zu können.

In den kleinen Medaillons ist der ,,Königin"-Gedanke weiter fortgesponnen: Maria wird gefeiert, links vor dem Marien-Bilde (Fensterseite) als ,,Königin der Patriarchen" (Abraham und Isaak), rechts gegenüber als ,,Königin der Propheten" (David mit der Harfe); in dem Medaillon über dem Liechtenstein-Grabdenkmal als ,,Regina mater Dei", gepriesen von der gesamten Kirche. Man sieht einen Papst (Leo XIII mit einer brennenden Kerze in der Hand, einen Bischof (wohl Augustinus), den Priester St. lgnatius von Loyola, einen Diakon (vor ihm eine Eule), im Hintergrunde links zwei Kleriker. Die Inschrift auf dem Buche des hl. lgnatius ist anscheinend ungeschickt restauriert. Sie lautet: ,,ad Mariam Dei gloria." Sie soll wohl lauten: ,,ad majorem Dei gloriam." ,,Zur größeren Ehre Gottes" (Wahlspruch der Jesuiten). Das darauffolgende Medaillon auf der Fensterseite preist Maria als ,,Königin der Märtyrer" (St. Stephanus, St. Sebastian und St. Laurentius), das gegenüber auf der Innenseite der Kirche Maria als ,,Königin der Jungfrauen" (St. Agnes, St. Barbara und St. Katharina). In den übrigen Medaillons sind kleine Wolkenbilder, um den Himmel zu veranschaulichen.

Der in der Marien-Kapelle befindliche Altar stammt aus der Renovation von 1326 und hat bis 1901 als Hochaltar im Schiff der Kirche gedient; damals überragt von dem riesigen Abendmahlsbilde (jetzt vor der Sakristei). Das dort stehende silberne Kreuz ist ein Kunstwerk.

Der Altarstein umschließt Reliquien der Heiligen Fulgentius und Germana; er wurde am 25. April 1664 vom Breslauer Weihbischof Karl Franz Neander geweiht.

Der ursprünglich gotische Taufstein erfuhr 1926 auf Veranlassung des derzeitigen Militär-Seelsorgers, Dompfarrers Werner, eine dankenswerte Umformung in den Barockstil mit der Darstellung der Taufe Jesu als Bekrönung: das Jubiläumsgeschenk der kath. Militärgemeinde an das Gymnasium anläßlich seines 3oojährigen Bestehens.

Unmittelbar vor der Kanzel

die St.Judas-Thaddäus-(ehedem St.-Josephs-)Kapelle.

Die Fürstin Liechtenstein hatte 1733 zwei Fundationen - jetzt längst erloschen! - zur Abhaltung zweier neuntägiger Andachten in der Glogauer Gymnasialkirche errichtet, die von den Jesuiten alljährlich mit Vesper und hl. Segen an neun aufeinanderfolgenden Nachmittagen gefeiert wurden, nämlich vom 16. Mai ab zu Ehren des hl. Johann von Nepomuk und vom 31. Oktober ab zu Ehren des hl. Judas Thaddäus, des Schutzpatrons ,,in verzweifelten Anliegen". Die Kirche besaß 1729 schon einmal einen Judas-Thaddäus-Altar. Dieser Tradition verdankt das am 3. Juli 1921 geweihte Judas-Thaddäus-Standbild seine Entstehung. Es stellt den hl. Apostel mit seinem vorn hl. Geiste eingegebenen Buche (dem biblischen Judas-Brief) dar und seinem Marterwerkzeug, der Keule, in den Händen. Darunter die Inschrift:

Sancte Thaddaee, ora pro nobis, HI. Thaddäus, bitte für uns! Die Säulen des Altars sind denen des gegenüberliegenden Franz-Xaver-Altars genau nachgebildet, aber nicht, wie diese, aus Marmor, sondern aus Holz. Im Altarstein, konsekriert von Weihbischof Müntzer am 9. September 1713, sind Reliquien der hl. Märtyrer Pandertius und Florida.

Die St.-Aloysius-(vordem St.-lgnatius-)Kapelle.

Das wertvolle St.-Aloysius-Bild schenkte Fürstbischof Förster, ehedem Schüler des Glogauer Gymnasiums, im Jahre 1863. Der Künstler ist unbekannt; aber sicher stammt es aus der Nazarener-Schule. Dem sehr edel dargestellten jugendlichen Heiligen sind Totenkopf, Geißel und Lilie als Symbole beigegeben; in der linken Ecke ganz oben Spuren eines Muttergottes-Bildes, vor dem ein Lämpchen brennt.

Der am 18. Juni 1922 geweihte Altar, ein Geschenk des verstorbenen Stadtrats Kaufmann Alois Hoffmann-Glogau, trägt die Aufschrift:,, In honorem sancti Aloysii", ,,Zu Ehren des hl. Aloysius". Er wurde im Atelier des Landeskonservators Dr. Burgemeister-Breslau entworfen und von Bildhauer Jäkel Glogau ausgeführt. Er gleicht dem Altar der gegenüberliegenden Felix-Kapelle in Entwurf und Ausführung. Der Altarstein umschließt Reliquien der hl. Märtyrer Dignus und Optata; er ist vom Weihbischof Valentin Wojciech 1922 geweiht.

Unter dem Fenster befindet sich das marmorene Grabdenkmal des Generals Reisky. Vom 20. Dezember 1740 ab war er die rechte Hand des österreichischen Kommandanten von Glogau, des Grafen Wenzel von Walliß. Bei der Erstürmung Glogaus durch die Preußen unter dem Fürsten von Dessau (in der Nacht vom 9. zum 10. März 1741) wurde Reisky schwer verwundet und starb bei den Jesuiten nach einundzwanzigwöchentlichem Krankenlager. Die Grabinschrift meldet:

Illustrissimus et Excellentissimus Dominus Dominus Generalis Franciskus Wenzeslaus Reisky, Liber Baro de Dupniß, anno MDCLXXXVII XX. Aug. genitus. Sub Augustissimis Imperatoribus Leopoldo I., Josepho I., Carolo VI., Stipendia meruit per annos novem et tricenos. Legatus in Moscovia annis II., gubernator Syracusis in Sicilia annis IIII., lnclyti regiminis Diesbachiani Commendans annis XIl. Dum in expugnatjone Glogoviae X. Martis moenia heroice tuetur, Vulneratus atgue saucius Pientissime occubuit die III. Aug. anno 1741.

Clarus in vita, in morte clarior. Dubites, num plura perpessus fortiter agendo, an plus egerit gravia constanter patiendo. Ex utroque Nomen commeruit immortale. Sub hoc saxo a doloribus et laboribus suis requiescit.

,,Seine hochgefeierte Exzellenz Herr General Franz Wenzel Reisky, Freiherr von Dupniß, geboren den 20. August 1687, hat unter den erlauchten Kaisern Leopold I., Joseph I. und Carl VI. 39 Jahre Dienste getan. Zwei Jahre war er Gesandter in Moskau, vier Jahre Gouverneur von Syrakus auf Sizilien, zwölf Jahre Oberst des berühmten Regiments Diesbach. Als er bei der Erstürmung Glogaus am 10. März die Mauern heldenmütig verteidigte, wurde er schwer verwundet. Er starb eines überaus frommen Todes am 3. August 1741.

Berühmt war er im Leben, noch rühmenswerter im Sterben. Es erscheint zweifelhaft, ob er mehr erduldet hat bei seinen tapferen Taten oder mehr getan hat bei seinem standhaften Schweres-Erdulden. Durch beides erwarb er sich einen unsterblichen Namen.

Unter diesem Stein ruht er aus von seinen Schmerzen und seinen Mühen."

Der letzte Satz entspricht nicht den Tatsachen: er ruht nicht hier. Die Nische an der bezeichneten Stelle der Gruft ist leer. Der Sarg ist auch an keiner anderen Stelle der gesamten Gruftanlage auffindbar. Porträtmaler Paschke löst wohl das Rätsel, indem er in seinen Aufzeichnungen von 1827 sagt: ,,In ihr (in dieser Kapelle) ist der Denkstein des letzten kaiserlichen Kommandanten der Festung Glogau angebracht, der vorher nicht diese Stelle hatte."

Die St.-Johann-von-Nepornuk-Kapelle.

Die ganz in Stukkolustro gehaltene, mit rotem, gelbem und grauem Marmor prächtig gezierte Kapelle weist einen echten Barock-Altar auf. Die gewundenen Säulen und die Pilaster sind mit Engelsfiguren reich geschmückt. Welch feine Harmonie zwischen Architektur und Plastik: wie schön trifft das Gesims des Kapellen-Gewölbebogens mit der oberen Altarkante zusammen! Der Aufbau des Altars, der weit in die Decke hinein ragt, zeigt Gott den Vater mit der Weltkugel. Vor ihm ein reizendes Engelchen mit dem Finger im Munde. Das Altarbild ist ein Werk des Gymnasial-Zeichenlehrers Kunstmaler Rindfleisch aus dem Jahre 1920: St. Johann von Nepomuk befindet sich am Vorabend seines Leidens; er bereitet sich nachdenklich auf den Tod vor. Das Antlitz des Heiligen trägt die Gesichtszüge der Gattin des Künstlers.

Alle anderen Bilder in dieser Kapelle sind alt und von Prof. Donadini 1897 restauriert. Sie dienen sämtlich der einen Aufgabe: dem Lobpreis des hl. Johann von Nepomuk. Im Deckengemälde seine Verherrlichung im Himmel. Im Wandgemälde gegenüber dem Altar: St. Johann als Fürbitter bei Gott. Davor links unten: St. Johann und die Königin im Beichtstuhl, rechts unten: sein Sturz in die Moldau. Die fünf Gemälde in den Medaillons bilden einen zusammenhängenden Zyklus; sie stellen Begebenheiten aus der Geschichte des hl. Johannes dar:

links vom Eingang:

der Kernpunkt seiner Verehrung: die Zunge des Heiligen auf einem Kissen einer Prozession vorangetragen;

links in der Fensternische:

St. Johannes von König Wenzel verhört und verurteilt;

inmitten der oberen Fensternische:

St. Johannes, in die Moldau gestürzt;

rechts in der Fensternische:

sein Leichnam von der Moldau angeschwemmt;

rechts vom Eingang:

der Leichnam des Heiligen feierlich aufgebahrt.

Unter dem Fenster:

eine Holzschnitzarbeit in Flachrelief: König Wenzels Knechte werfen den Heiligen in den Fluß. Um sein Haupt die fünf Sterne, zur Erinnerung an die fünf Buchstaben T, A, C, U, I = tacui = ,,ich habe zu schweigen gewußt".

Über dem Fenster:

das heraldisch genau ausgeführte Wappen der fürstlichen Familie Liechtenstein, die sich um die Ausschmückung der Nepomuk-Kapelle überaus verdient gemacht hat.

Das Liechtensteinsche Wappen ist ein in fünf Felder geteilter Schild: in der oberen Hälfte enthält das erste Feld (links) einen einfachen Adler, das zweite (rechts): auf schwarzem Untergrunde fünf goldene Balken. In der unteren Hälfte zwei Schilde: der erste (links) zeigt zwei weiße und zwei rote Felder, der zweite (rechts) einen schwarzen Adler auf goldenem Grunde. Im Zwischenraum der beiden Schilde auf blauem Felde ein goldenes Hifthorn. Das Ganze ist umgeben von dem Abzeichen des Goldenen Vließes und dem Fürstenmantel und mit dem Fürstenhufe bedeckt.

Auffälligerweise sind in dieser Kapelle - und nur hier im ganzen Gotteshause - Kapitäle und Füße der Altarsäulen nicht vergoldet, sondern weiß gehalten. Die Reliquien im Altarstein sind leider nicht festzustellen.

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Die Heldenhalle unter der Orgelempore

b) Unter dem Orgelchor: die Heldenhalle.

Über der Seitentür auf der Kanzelseite: eine Ehrentafel mit folgender Inschrift:

,,Aus der kath. Militärgemeinde starben für Kaiser und Reid.:

Feldmagazin-Assistent Franz Joseph Ehlert,

vordem im Proviantamt in Glogau, geboren zu Hindenburg 0/S., gest. in Tientsin (China) am 19. 12. 1901.

Gefreiter Wilhelm Kadoch, vordem 2. Komp. Ndrschls. Pion.-Btl. 5, geb. in Fraustadt, gest. in den Karrasbergen, Südwestafrika, am 23.5.05.

Ehre ihrem Andenken!"

Zu beiden Seiten des Hauptportals: die Heldentafeln. Zunächst die vier, mittels künstlerischer Ausmalung zu einer Einheit verbundenen Ehrentafel, der aus diesem Gotteshause ins Feld gezogenen Glogauer Truppenteile.

Die mittelste weiße Tafel meldet:

,,Mit Gott für König und Vaterland zogen hinaus in den Völkerkampf und starben den Heldentod im festen Glauben an den endgültigen Sieg und eine glückliche Zukunft unseres Vaterlandes:

Infanterie-Regiment 58

Reg.-Stab: 3 Offiziere, 1 Mann; 1. Batl. Stab: 2 Offz., 1 Mann; 2. Batl. Stab: 2 Offz.

1.Komp.: 6 Offz. 17 Utffz. 168 Mannschaften

2. " : 5 " 19 " 145 "

3. " : 7 " 38 " 155 "

4. ,, : 5 " 28 " 216 "

5. ,, : 5 " 39 " 171 "

6. ,, : 7 " 28 " 195 "

7. ,, : 8 " 30 " 166 "

8. ,, : 5 " 26 " 185 "

Masch.-Gew.-Abtlg.: 1 Offz. 4 Mann."

Rechts davon: Ehrentafel für die gefallenen Helden des Kgl. Preuß. II. Ndrschl. Feldart.-Regt. 41 und die von demselben aufgestellten Feldformationen.

,,Mit Gott kämpften und starben für des Vaterlandes Ehre und Größe, im festen Glauben an den endlichen Sieg und treu ihrem Fahneneide 36 Offz., 481 Utffz. und Mannschaften. 1914-19."

Links davon: XP. 1914-19. Ehrentafel für die gefallenen Helden des Ndrschl. Pion.-Batl. 5.

,,Für des Vaterlandes Ehre und Größe starben voller Siegeszuversicht und fielen ihrem Fahneneide getreu: 60 Offz., 169 Utffz. und 1120 Gefreite und Pioniere."

Über der weißen Tafel: Dem Gedächtnis unserer gefallenen Helden vom Kgl. Preuß. Fußart.-Regt. von Dieskau (Schles. Nr.6) und dessen Kriegsformationen.

,,Für der Heimat Schutz und Ehre starben im Weltkrieg 1914-18 den Heldentod: 115 Offz., 4000 Utffz. und Mannschaften."

Das Hauptportal mit seinem beachtenswerten kunstvollen Schloß und den sehr schönen Beschlägen, trägt unter dem Jesus-Monogramm als Inschrift Theodor Körners Wort: ,,Vergiß die treuen - nicht teuren! - Toten nicht!"

Die große holzgeschnitzte Tafel hat das Gymnasium seinen Toten geweiht. In der Mitte sind genannt:

Studienassessor Preuß, Zeichenlehrer Schumann, Schuldiener Franz Jennert, Dr. Valentin Weichert und Zeichenlehrer Bloch.

Links davon: ist das Andenken von 26 Schülern geehrt, die von der Schulbank weg ins Feld gezogen waren:

Bernhard Altwasser, Kasimir Dabinski, Paul Emmig, Josef Friebe, Kurt Freyer, Johannes Gottwald,

Artur Hoffmann, Georg Jendritza, Karl Kayser, Wilhelm Krause, Josef Metzner, Franz Mollitor,

Josef Purschke, Fritz Ruckert, Wladislaus Schulz, Alf. Schmidtchen, Alois Sieg, Martin Soballa,

Erwin Georg Springer, Otto Stritzke, Paul Strzybny, Johannes Swoboda, Johannes Walter, Rudolf Welzel, Konrad Wotschak, Johannes Zoeke.

Rechts davon: ist die Erinnerung an die 26 früheren Schüler festgehalten, die auf dem Felde der Ehre geblieben sind:

Leopold Affa, Max Baumert, Joh. Bleidorn, Wilhelm Konradi, Paul Dielehner, Dr. Rudolf Donath,

Dr. Paul Fechner, Clemens Fischer, Felix Groeger, Alois Hartmann, Georg Kretschmer, Willibald Kramer, Alois Maruschke, Georg Müller, Paul Müller, Franz Otto, Klemens Pietsch, Hermann Polko, Erich Schmidt, Dr. Otto Scholz, Georg Scholtis, Josef Schumann, Xaver Surmann, Josef Tesia, Kurt Tielsch, Fritz Graf Brühl.

Umrahmt ist diese Heldentafel von dem (nur dem Sinne nach wiedergegebenen) Spruch 1. Makkabäer 3; 59: ,,Sie waren bereit, für Gesetz und Vaterland zu sterben; denn besser ist's, im Kriege zu sterben, als das Vaterland dem Untergang preiszugeben." Darüber lesen wir: ,,Ehre und Dank auch den Gefallenen von 1866 und 1870/71."

Den Abschluß bildet eine an dieser Stelle früher bereits vorhandene, jetzt mit einbezogene Heldentafel von 1813-15. Sie meldet: ,,An den Freiheitskämpfen nahmen folgende Schüler dieser Anstalt theil:

Valentin Braun aus Braunau, Anton Jennig aus Briesnitz, Christian Gutsche aus Nittritz, Bernard Sauer aus Neuguth, Joseph George aus Neuguth, Joseph Stelzer aus Röhrsdorf, Ludwig Reiner aus Groß-Hartmannsdorf, Karl Wagner aus Jätschau, Ludwig Krause aus Glogau. Im Jahre 1815: Carl Pöhr aus Glogau, Ernst Schönwälder aus Glogau, Franz Machui aus Glogau."

Über der nächsten Seitentür: ein alter, 1926 renovierter Silberstern, mit dem Jesus-Monogramm IHS im roten Felde.

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Die Franz-Xaverius-Kapelle

c) Es folgen die Kapellen auf der Epistelseite des Hochaltars.

Die schmerzhafte-Mutter-(Mater-dolorosa~)KapelIe.

Sie weist, wie die gegenüberliegende Joh.-v.-Nepomuk-Kapelle, den vollen Schmuck auf, in dem nach dem Wunsche der Erbauer alle Kapellen des Gotteshauses prangen sollten. Sie ist ganz in Stukkolustro ausgeführt: grauer, roter und gelber Kunstmarmor bedeckt die Wände, die mit Pilastern geschmückt und von mehreren Engeln und Engelsköpfchen belebt sind. Die gewundenen Altarsäulen zeigen feinstes Barock. Auch hier stehen Architektur und Plastik in beachtenswerter Harmonie:

Die obere Altar-Kante ist so gezogen, dass sie mit dem Gesims des Gewölbebogens genau zusammentrifft.

Im Altar-Aufbau erhebt sich das sehr ansprechende Standbild des auferstandenen Erlösers, dessen rechtes Knie ein kleiner Engel mit kindlicher Zutraulichkeit und besonderer Innigkeit umklammert, während neben ihm andere Engel den Heiland froh umgeben.

Das Altarbild ist von Johann Jakob Knechtel (aus Liegnitz, später in Olmütz) 1731 gemalt; eine wertvolle Darstellung: Die Muttergottes hält im tiefsten Schmerze den im Tode erstarrten Leichnam Jesu auf ihrem Schoße, umgeben von Johannes, Magdalena und Joseph von Arimathaea. Vor ihr: die Leidenswerkzeuge; hinter ihr: hoch aufragend das Kreuz; über ihr: mehrere Engel, deren Trauer deutlich zum Ausdruck kommt; einer weint sogar in sein Taschentuch hinein! Rechts oben im Hintergrunde sind einige römische Reiter sichtbar. Über dem Fenster: das Marien-Wappen, in Stein gemeißelt.

In dem Gemälde auf der dem Altar gegenüberliegenden Wand bieten Engel der hl. Maria das Schweißtuch St. Veronicas mit dem hl. Antlitz Jesu zur Verehrung dar.

Die beiden Bilder in den Medaillons der Fensternische nehmen auf das Altarbild Bezug: links ist alles dargestellt, was mit dem Leiden Christi irgendwie zusammenhängt: Jesu Kreuz; der Hügel mit den zwei anderen Kreuzen; Leiter, Hammer, Nagel, sogar der Hahn des Petrus; rechts: Mariä Heimgang von der Kreuzigung: St. Johannes führt die Trauernde nach Hause.

Das Deckengemälde zeigt die durch das Leiden erworbene Herrlichkeit Mariä: ein Engel krönt sie mit dem Lorbeerkranze, indes andere Engel und mehrere Heilige - rechts Cäcilia an der Orgel, links ein Engel mit der Harfe - ihrer Königin huldigen.

Zwei gute Barockbilder sind rechts und links vom Kapellen-Eingang, rechts: die Kreuzigung Christi; links: die Grablegung des Herrn. Diese beiden, aus der Zeit 1720-1730 stammenden Bilder wurden 1897 von Prof. Donadini restauriert. Sie gaben den Anstoß und die Vorlage für die zwölf anderen KreuzwegsStationen. Der Altarstein enthält Reliquien der hl. Märtyrer Clemens und Veracunda. Er wurde consecriert von einem Breslauer Weihbischof 174? (unleserlich) also entweder von Elias von Sommerfeld oder von Franz Dominicus Graf Almesloe.

Die St.-Felix-(ehedem St.-Anna-)Kapelle.

Der 1926 aufgestellte Altar ist ein Geschenk des Geheimrats Vizepräsident Dr. Porsch-Breslau, der ihn in dankbarer Erinnerung an seine Glogauer Gvmnasialzeit zu Ehren seines hl. Namenspatrons Felix a Cantalicio (+ 1587) errichten ließ. Über dem Altar die Aufschrift: ,,In honorem St. Felicis', ,,Zu Ehren des hl. Felix". Weiter unten: das Motto des hl. Felix in goldenem Spruchband ,,Deo gratias", Gott sei Dank!

Das Altar-Gemälde stellt den hl. Kapuziner Laienbruder Felix (Festtag am 18. Mai) dar, wie ihm die hl. Maria das Jesus-Kind zur Verehrung reicht. Ein dankbarer Vater eines unserer Schüler, Kunstmaler Nüttgens-Berlin, schuf das Bild im November 1923.

Ein weiterer dankbarer früherer Glogauer Gymnasiast, Erzpriester Skobel - damals in Kamenz -, schnitzte eigenhändig mit großem Fleiß und feinem Geschick das silberfarbene Kreuz mit dem goldigen Christus-Körper und die zwei silberfarbigen Leuchter.

Der ganze Altar kann demnach als Dankbarkeits-Altar bezeichnet werden. Den späteren Schüler-Generationen ist er eine ständige Mahnung zur Dankbarkeit gegen ihr Gymnasium.

Im Altarstein, den Weihbischof Wojciech am 30. Oktober 1924 consecrierte, befinden sich Reliquien der hl. Märtyrer Bonosus und Optata.

Die Franziscus-Xaverius-Kapelle.

Den Altar stiftete Graf Wolfgang von Frankenberg 1717. Altar und Säulen, wie auch die große Engelschar über dem Altar sind ganz aus schlesischem (Prieborner) Marmor gefertigt. Auf ihm erhebt sich die wertvolle alabasterne Statue des hl. Franz Xaver, des Apostels von Indien und Japan. Der Sockel des Standbildes trägt die Inschrift: ,,CVLtor InfIMVS aLtare präsens DeVote offert": ,,In Verehrung stiftete diesen Altar der armseligste Verehrer", (nämlich Graf Frankenberg). Die großen Buchstaben haben Zahlenwert und ergeben in ihrer Zusammenstellung das Errichtungsjahr 1717.

Die in der französischen Besatzungszeit der Kirche abgeschlagenen beiden Hände der Statue wurden 1895 wieder hergestellt; die rechte Hand ist vielleicht nicht ganz richtig restauriert. Das Bild hinter dem Altar stellt die Hafeneinfahrt von Goa (Indien) dar.

Die Reliquien dieses Altars sind nicht festzustellen: der Reliquienstein ist eine glatte schwarze Marmorplatte ohne jeden Vermerk.

Fortsetzung folgt

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