Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 7, Juli 2003

Die Glogauer Jesuitenkirche

von Eugen Kretschmer

Die Sakristei

Die Gruft

Literatur und Quellen

Neu herausgegeben von Josef Wagner,

Geistlicher Rat in Hildesheim

4. Fortsetzung

Die Kapelle vor der Sakristei
(vormals Kreuz-Kapelle)

Ihre Hauptzierde ist das Grabdenkmal der Gräfin von Frankenberg, geb. Gräfin von Hochberg, das der Gemahl der Entschlafenen, Johann Wolfgang Graf von Frankenberg, ihr errichten ließ. Ein Marmor-Sarkophag trägt das Hochbergsche und Frankenbergsche Wappen, von denen das linke schwer beschädigt ist.

Auf dem Sarge: das lebensgroße Marmor-Standbild der Namenspatronin der Gräfin, die büßende Magdalena in liegender Stellung, mit dem Totenkopf in der Hand. Im Hintergrunde sind Zypressen sichtbar und Vögel, die über Wolken dahinfliegen. Nach Paschke ,,sind die Figuren darauf und daran in guten Stile meisterlich bearbeitet". Unterhalb der Wappen stellt ein schönes Marmorrelief die Erweckung der Toten dar unter Bezugnahme auf Ezechiel (Hesekiel) 37; 4: ,,Ossa arida, audite verbum Domini": ,,Ihr Totengebeine, vernehmt das Wort des Herrn". Die Inschrift auf dem Grabmal lautet:

Sta Viator.

Mors ubigue Te exspectat. Si sapiens fueris, eam ubique exspectabis. Hanc mulier fortis virilo animo hic exspectavit, excepitgue et ultima lucta superavit.

Illustrissima et Excellentissima Domina Domina Helena Sophia Magdalena Comitissa de Frankenberg et Baronissa de Schellendorff, nata de Hohberg, dum prole in lucem edita ad umbras abiit; ubi ei lux fulgebit perpetua, die III. August 1709.

Cui monumentum hoc posuit uti thalami ita olim tumuli futurus consors. De qua nunguam questus est, nisi guod mortua sit Joannes Wolfgangus Comes de Frankenberg et baro de Schellendorff, Dominus in Gretzberg, Klietschdorff, Groß-Hartmannsdorff, Buchelsdorff, Warthau et Pantenau. S. C. M. Consiliarius intimus, Camerarius et ducatus Glogoviensis capitaneus plenipotentiarius. Oui dum et ipse sperans in Deo felicem mortem exspectat.

Viator abi et utrique bene precare.

,,Geh' nicht weiter, Wanderer! Der Tod erwartet dich überall; wenn du klug bist, wirst auch du ihn überall erwarten.

Ihn hat hier eine tapfere Frau mit männlichem Sinn erwartet, geduldig angenommen und im letzten Kampfe überwunden: Ihre hochgefeierte Excellenz, die hochgeborene Frau Helena, Sophia, Magdalena Gräfin von Frankenberg, Baronin von Schellendorf, geb. von Hochberg. Als sie ein Kindlein zum Lichte gebar, musste sie am 3. August 1709 ins Schattenreich hinabsteigen, wo das ewige Licht ihr leuchten wird. Dieses Denkmal hat ihr errichtet der Mann, der, wie er einst das Ehebett mit ihr geteilt hat, auch das Grab mit ihr teilen wird; dem sie nie einen Anlass zur Klage gab, außer über ihren Tod: Johann Wolfgang Graf von Frankenberg und Freiherr von Schellendorf, Herr von Gröditzberg, Klitschdorf, Groß-Hartmannsdorf, Buchelsdorf, Warthau und Panthen, Se. kaiserlichen Majestät Geheimer Rat, Kammerherr und bevollmächtigter Landeshauptmann des Fürstentums Glogau. Indem auch er auf Gott hofft, erwartet er einen glücklichen Tod.

Wanderer, nun gehe weiter und bete dabei andächtig für beide!'

Drei Schritt von diesem Grabmal ist im Fußboden durch eine einfache Sandsteinplatte die gräflich Frankenbergsche Gruft gekennzeichnet. Sie trägt die Inschrift: Reguies Excellentissimi et lllustrissimi Domini Joannis Wolfgangi Comitis de Frankenberg et Liberi Baronis de Schellendorff, Capitanei Glogoviae plenipotentiarii ejusdemque Dilectissimae Consortis MDCCXIX constructa.

,,Ruhestätte Se. hochgeborenen Exzellenz, des Herrn Johannes Wolfgang Grafen von Frankenberg und Freiherrn von Schellendorf, bevollmächtigten Landeshauptmanns von Glogau und seiner innig geliebten Gattin; errichtet 1719."

Über dieser Grabplatte der Frankenbergschen Gruft hängt das Bild von Prof. Donadini, das von 1901 bis 1930 am damaligen Hochaltar stand: ,,Der Tod des hl. Joseph". Es ist unterzeichnet: AE Donadini compos. e Dipinse, ,,A. E. Donadini hat es entworfen und gemalt.", 8. 9. 1901. Der Heiland weist hochaufgerichtet den sterbenden hl. Joseph empor zum Himmel, während St. Maria an seinem Lager für ihn betet. Merkwürdigerweise fehlt sämtlichen heiligen Personen der sonst übliche Heiligenschein.

Die Fensternischen weisen noch deutliche Spuren der Malerei auf, mit der um 1715 die ganze Kapelle durch Graf Frankenberg geschmückt worden war. Sie hat durch die Profanation von 1806 bis 1820 derartig gelitten, dass sie bei der Renovation 1825 nur noch zum Uebertünchen reif erschien.

In der seit 1926 stilgerecht ummalten Nische steht die von Studien-Direktor Wahner erworbene Herz-Jesu-Statue. Deren Unterschrift ist dem Tedeum entnommen: ,,Tu rex gloriae, Christe": ,,Du, Christus, bist König der Herrlichkeit".

Die ganze Nordwand der Kapelle ist bedeckt mit dem großen Abendmahlsbilde, dessen Geschichte auf dem Bilde selbst, zu Füßen des Judas, zu lesen ist: ,,Das Original von diesem Bilde verdarb durch die Nachteile des Brandes ,von 1758 und nachherigem stetigem Einregnen durch die schadhaft gewordene Laterne. Es musste im Jahre 1804 durch diese Kopie ersetzt werden, welche der hier ansässige Karl Puschmann angefertigt hat. Aber diesem Bilde widerfuhr das Unglück, dass diese Kirche 1806 zum Kriegsmagazin genommen ward, wodurch es, da die Kirche erst in diesem Jahre 1825 wieder hergestellt wurde abgenommen, auf einem Chor 19 Jahre in feuchtem Zug und Moder stand, ebenfalls so verdarb, dass es besonders einer bedeutenden Restauration bedurfte, welche durch Georg Friedrich Raschke geschah.

,,Das Original schenkte der Fürst Liechtenstein 1739 hierher und ist, einem eingekritzelten Namen ,,P. Mentzel' zufolge, von diesem in Wien gemacht worden.

,,Die Restauration der Kirche geschah unter der Direktion des Herrn Schuldirektor Ender und des Herrn Prof. Güntzel. Die Kanzel und den Altar baute der Tischler Lorenz Senftleben; staffiert wurde von August Hentschel. Der Maurermeister Gottlieb Meyer, und der Zimmermann Schade und der Schlosser Jakobus Hagen besorgten das Ihrige.

,,Im Juni 1826 wurde die Kirche eingeweiht. Gott beschütze diese Kirche für ferner Unglück!"

Nach dem Urteil des Landes-Konservator Geheimrat Lutsch ist das Wertvollste an diesem Abendmahlsbilde der gewaltige Rahmen mit seinem Umfang von 24 m und seiner Breite von 50 cm. Seinen Schmuck bilden plastische goldene AkanthusBlätter in römischer Stilisierung, auf jeder Längsseite 15 große und 14 kleine.

Durch das große Bild wird eine Tür verdeckt, von der aus eine Innen-Treppe nach dem zweiten Stockwerk des Gymnasiums führte.

3. Die Sakristei.

Die Zierde der Sakristei sind die zwei großen, an den beiden Längsseiten aufgestellten Schränke aus der Jesuitenzeit, von denen der eine dem Gymnasial-Religionslehrer, der andere dem kath. Militär-Geistlichen zum Gebrauche dient. Beide Schränke erfreuen durch ihre ungemein feine Gliederung: sie tragen im Unterbau Stern-Verzierungen in eingelegter Arbeit und weisen im Mittelbau zierliche kleine Säulen mit goldenen Füßen und goldenen Kapitälen auf. Als Abschluss hat jeder der beiden Schränke ein schönes Barock-Schnitzwerk mit medaillonartigem Mittelschilde. Auf dem ans Fenster anstoßenden Schrank enthält dieses Medaillon die Buchstaben AMDG = ad majorem Dei gloriam ,,Alles zur größeren Ehre Gottes"; bei dem gegenüberstehenden Schrank sind im Medaillon die Buchstaben SNDb = Sit Nomen Domini benedictum: ,,Der Name des Herrn sei gebenedeiet".

Zwischen den beiden Fenstern steht in einem altarartigen Barock-Umbau: ein Betpult von sorgfältiger Kleinarbeit: vorn ein großer Stern; die Seitenverzierungen weisen eine schräge Oberleiste auf, entsprechend der Betpult-Schrägung. Das darüber befindliche Bild stellt den Evangelisten St. Matthäus mit seinem Symbol, dem Engel, dar.

Rechts vom Betpult unter dem Fenster: das große marmorne Lavabo-Becken, dessen Engelsköpfchen noch jetzt kleine Röhren im Munde tragen. Den unteren Abschluss des Beckens bildet das Jesus-Monogramm (IHS) in Marmor. Rechts und links vom Lavabo-Becken zwei große Rollen für die zum Lavabo nötigen Handtücher.

Der zwischen Fenster und Tür befindliche Wandschrank mit seinem zierlichen Jesus-Monogramm als Abschluss enthält 21 kleine Schubladen zur Aufnahme von Kelch- und Schultertüchern der celebierenden Priester des Jesuitenordens. Das Lichtbild inmitten des Schränkchens zeigt die Hochaltar-Wandnische im Festschmuck bei der Aussetzung zum vierzigstündigen Gebet 1932.

An der zur Kirche führenden Sakristei-Tür finden sich wiederum Stern-Verzierungen in eingelegter Arbeit.

Rechts davon, unten, an der Seite des Ankleide-Tisches: ein geschnitztes Marien-Monogramm.

An der den Fenstern gegenüberliegenden Wand zunächst ein großer Barock-Schrank für Ministranten-Kleidung und Altar-Wäsche. Die Hauptverzierung der ihn krönenden Schnitzarbeit bildet eine goldene Sonnenrose als Bild der Menschenseele, die sich Gott als ihrer Sonne immerdar zuwenden soll.

Die beiden hellbraunen, dem Militär gehörenden Sakristei-Schränke sind ganz im ,,Stil reiner Sachlichkeit" gehalten, ungemein einfach und herb.

Das Weihwasser-Becken an der zum Gymnasium führenden Tür, ein Geschenk unseres früheren Schülers, des sehr kunstverständigen Pfarrers Puschmann (zuletzt Kamnig), trägt in der Mitte eine wertvolle kleine Apostel-Figur von einem mittelalterlichen Altar und als Umschrift das griechische Palindrom - vorwärts und rückwärts gleich zu lesen:

,,Wasch ab deine Sünde, nicht nur dein Antlitz!".

Elektrisches Licht ist in der Sakristei seit dem Gymnasial-Jubiläum im September 1926.

Die Sakristei-Schränke bergen in sich: kunstvolle alte Messgewänder (spanische Handweberei aus der Zeit 1720-1730, ein prachtvolles rotsamtenes Pluviale, einen besonders schönen Kelch, ein silbernes Reliquien-Kreuz und wertvolle alte Bücher: darunter ein Missale von 1711 in rotem Samteinband mit Silberbeschlag; vor allem aber die in Samt gebundenen Mitglieder-Verzeichnisse der von den Jesuiten geleiteten marianischen Congregationen. Das der Congregatio Latina zeigt auf dem Einband ein in Silber getriebenes Bild der Muttergottes mit dem Jesuskinde. Auf dem Titelblatt sind in farbenfreudiger, besterhaltener Handmalerei die Patrone der Kongregation: St. Maria, St. lgnatius, St. Franz Xaverius, St. Nikolaus, St. Catharina dargestellt. Auf dem ersten Blatt folgen die eigenhändigen Eintragungen des kaiserlichen Hofes: vorerst des Gründers des Gymnasiums, Kaiser Ferdinands II., mit dem Merkwort: ,,Corona legitime certantibus!.", dann seiner Gemahlin Eleonora, des Kronprinzen, nachmaligen Ferdinand III. Es folgen die des Bischofs von Breslau, Sebastian von Rostock, vieler anderer Prälaten und Adelspersonen.

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4. Die Gruft

Vom Eingange, den die schwere Steinplatte im Hauptgange der Kirche vor dem Hochaltar bedeckt, führt eine leidlich gangbare Treppe mit zehn Stufen in die Gruft. Sie birgt in ihrem Schoße, außer den fürstlichen und gräflichen, im Kirchenschiff durch Grabdenkmäler verherrlichten Toten, noch 56 Jesuiten, die dort in den Jahren 1705-1776 beigesetzt wurden. Ihre Leichname ruhen in ganz schmucklosen richtigen Armensärgen auf Sägespänen. Die meisten halten Rosenkranz- und Sterbekreuz noch in ihren Händen. Mehrere sind leidlich erhalten; die Leder-Sandalen vieler zeigen sich fast unversehrt. Die Luft in der Gruft ist moderfrei: deshalb brennen die zur Besichtigung angezündeten Kerzen hell und klar.

a) Das unter dem Hochaltar befindliche Grabgewölbe hat die Form eines Rechteckes. Es ist 2,40 m hoch, 18,50 m lang, 8,30 m breit an seiner breitesten, 4,60 m breit an seiner schmalsten Stelle. In diesem Raume sind 16 Holzsärge aufgebahrt. Vier von ihnen haben einfache Verzierungen, wahrscheinlich Särge von geistlichen Vorgesetzten des Kollegs; die anderen: nur die unerläßlichen sechs Bretter. Von den an allen Särgen ehemals befindlichen Namenstafeln sind acht abgerissen. Nach den vorhandenen acht ruhen dort folgende Jesuiten:

Simon Hoffreiter aus Eger, geb. 1653, gest. 1705.

Anton Merkel, geb. 1714, gest. 1761.

Philipp Linchner aus Zobten, geb. 1728, gest. 1760.

Joseph Harlacher aus Braunau (Böhmen), geb. 1692, gest. 1729.

Kaspar Kopidlansky aus Glogau, geb. 1666, gest. 1728.

Christian Blaschka aus Mähren (Domstadliensis), geb. 1714, gest. 1758.

Karl Deinert aus Glatz, geb. 1723, gest. 1758.

Johannes Riedel aus Arnau (Böhmen), geb. 1734, gest. 1776.

Die dem Grufteingang gegenüberliegende Längswand weist eine fenstergroße Öffnung auf, von der aus man zwei schmale Gänge einige Meter weit verfolgen kann, um freilich bald vor, Vermauerungen zu stehen.

b) In dem rechts sich unmittelbar anschließenden, unter der Sakristei gelegenen Grabgewölbe von 2,40 m Höhe, 7,40 m Länge. 3,75 m Breite, haben 17 Jesuiten ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Die neun erhaltenen Inschriften nennen:

Georg Bernert, 1692 in Guhrau geboren, in Glogau aufgewachsen und erzogen, gest. 1746.

Er vermachte sein väterliches Erbteil zur Beschaffung der ersten Glocken für die Jesuitenkirche.

Franz Wenger aus Schweidnitz, geb. 1686, gest. 1707.

Johannes Linke aus Breslau, geb 1695, gest. 1749.

Johannes Gagitscher aus Ungarn (Petschingensis), eingetreten 1698, gest. 1720.

Johannes Scholz, eingetreten 1702, gest. 1706.

Michael Leipoldt, Coadjutor temporalis - ex Palatinatu Connersreitensis - aus Konnersreuth, eingetreten 1753, gest. 1757.

Clarissimus Joseph Aßmann aus Iglau (Mähren), geb. 1700, gest. 1745.

Johannes Zwirtmeyer, geb. 1682, gest. 1741.

Clarissimus in Christo Frater, Magister Johannes Schattauer aus Breslau, geb. 1705, gest. 1727.

Die beiden Mauern an den zwei Schmalseiten dieses Gruftgewölbes sind späteren Ursprunges: die eine trennt die gräflich Frankenbergsche Grabstätte ab; ob nicht die andere eine bereits gefüllte und darum zugemauerte Gruft abschließt, müsste eine Untersuchung ergeben; bejahendenfalls wäre dadurch die Frage gelöst, wo die vor 1705 verstorbenen Jesuiten beigesetzt sind, da doch das Kolleg bereits seit 1626 bestand und in der jetzt zugänglichen Gruft nur die von 1705 bis 1776 verstorbenen Ordensmitglieder ruhen.

c) Wenden wir uns vom Grufteingang nach links in den Raum unter der Marienkapelle, so gelangen wir in die fürstlich Liechtensteinsche Gruft. In ihr stehen drei wohlerhaltene Särge aus Kupfer, von denen der rechte und linke auf jeder Längsseite vier, der mittelste drei kunstvolle in Kupfer getriebene Löwenköpfe für die Tragringe aufweist.

Der Sarg ganz rechts birgt, wie das Grabdenkmal in der Kirche meldet, in einem mit rotem Samt überzogenen, in GoIdbuchstaben die Zahl 1729 tragenden Holzsarge die Gebeine der Fürstin Liechtenstein; von ihr ist freilich nur noch der Totenkopf erhalten. Auf dem kupfernen Übersarge sind am Deckel die beiden Wappen von Liechtenstein und Oettingen-Spielberg angebracht. Darunter befindet sich die Inschrift: Jacet hic corpus Serenissimae Principis Mariae Annae de Lichtenstein, natae comitis de Oetting-Spilberg, anno 1729, Parasceves die mortuum cum Christo resurget pro meritis in resurrectione carnis vivum in Christo.

"Hier ruht der Leib der erlauchten Fürstin Maria Anna von Liechtenstein, geb. Gräfin von Oettingen-Spielberg, der im Jahre 1729 am Karfreitag verstarb; mit Christus wird er verdientermaßen auferstehen bei der Auferstehung des Fleisches lebend in Christo.

In der Mitte ein Kindersarg, von dem oben im Gotteshause gar keine Notiz genommen ist. Seine Aufschrift lautet:

,,Marianne Freyle Gräfin von Frankenberg, geb. 16. Julii 1707, gest. 21. Martis 1713. Im Alter: 5 Jahre, 8 Monate, 5 Tage."

Von dem Kinde ist nur noch der halbe Totenkopf übrig.

Der kupferne Sarg ganz links, an der Längswand unter der Breslauer Straße, umschließt den leidlich erhaltenen Leichnam einer Gräfin von Frankenberg. Noch lässt sich die Haube. mit der ihr Kopf bedeckt war, deutlich erkennen. Wahrscheinlich ist die Tote jene Gräfin Frankenberg, von der oben in der Kirche das schöne Grabdenkmal vor der Sakristei Kunde gibt, die am 3. August 1709 starb. Es könnte freilich auch jene Gräfin Frankenberg sein, von welcher der Chronist berichtet: ,,1728 wurde die Leiche der Gräfin von Frankenberg, gestorben am 20. September, am 23. September früh in die Gruft unserer Kirche überführt, wo die Eltern ihres erlauchten Gatten für sie ihre letzte Ruhestätte gewählt hatten." Dieser kupferne Sarg ist ein Kunstwerk. Neun bunt gemalte Wappen, deren Farben und Schrift bestens erhalten sind, schmücken ihn: am Fußende die Wappen des Philipp Christoph Graf von Frankenberg und der Helene Sophie von Hochberg; an der rechten Längsseite die Wappen der Anna Maria Gräfin von Erpach, der Margareta Gräfin von Schönfeld, Freiin aus dem Hause Wacha, des Johann Georg Grafen von Solms; am Kopfende: das Wappen des Grafen Christoph von Hohberg; an der linken Längsseite: die Wappen der Katharina von Rothkirch aus dem Hause Panten, des Christoph von Schkopp, der Sybilla Freiin von Kittlitz aus dem Hause Mallmitz.

Die Gruft ist durch einen sehr einfachen Fichtenlattenzaun von dem übrigen Grabgewölbe abgeschlossen. Die letzten zwei Särge gehören nicht in diese Liechtenstein-, sondern in die Frankenberg-Gruft. Es bliebe aufzuklären, warum sie dort nicht beigesetzt wurden, bzw. weshalb sie in der Liechtenstein-Gruft ihren Platz fanden.

d) Ein schmaler, stellenweise sehr niedriger Gang führt in der Richtung Breslauer- und Jesuitenstraße nach dem Gruftgewölbe unter dem Orgelchor. In diesem Gange sind Teile der Grundmauer deutlich wahrnehmbar, die noch der alten, 1403 erbauten Fronleichnams-Kirche angehört haben; einige wenige Mauerstücke scheinen überdies noch älteren Ursprungs zu sein.

Die in diesem Gange links befindliche Nische enthält nicht den Sarg des Generals Reisky, der laut Inschrift in der Kirche dort stehen müsste.

e) In dem unter dem Orgelchor befindlichen Grabgewölbe, dessen Länge 10,70 m, Breite 5,10 m und Höhe 2,40 m beträgt, ruhen 23 Jesuiten. Bei sieben sind die Namensinschriften noch erhalten:

Georg Gröer aus Reinerz, Grafschaft Glatz, eingetr. 1709, gest. 1729.

Johannes Sondermann aus Breslau, geb. 1706, gest. 1745.

Christoph Franzke, geb. Oberglogau (Glogoviae superioris) 1659, gest. Groß-GIogau (Glogoviae majoris) 1724.

Ferdinand Lange aus Neuzelle, geb. 1683, gest. 1740.

Karl Belling aus Glatz, geb. 1705, gest. 1739.

Matthias Meruna aus Böhmen (Bistricensis), geb. 1670, gest. 1705.

Joseph Mitschke aus Oppeln, geb. 1697, gest. 1732.

f) Der Gruftgang führt dann weiter unter der Hofseite der Gymnasialkirche entlang nach der Frankenberg-Gruft. In ihr steht ein einziger Sarg von ungewöhnlich großem Ausmaß. Er ist aus Kupfer, und kupferne Löwenköpfe sowie prächtig erhaltene, bunt gemalte Wappen verzieren ihn. Am Fußende befinden sich drei Wappen: in der Mitte das Wappen des Mannes, den nach der Grabinschrift im Gotteshause an dieser Stelle der Sarg birgt: Johann Wolfgang Graf von Frankenberg.

Links darunter das Wappen der Helena Sophia von Hochberg, also seiner Gemahlin, rechts darunter das Wappen der Anna Kunigunde von Colonin.

An der rechten Längsseite: die Wappen der Margarete von Schickenbaum, der Felicitas Freiin von Dittrichstein, der Barbara von Busch.

Am Kopfende: das Wappen der Renata Eulalia Gräfin von Braun(erin).

An der linken Längsseite: die Wappen der Anna Regina Gräfin von Wagenperg, der Renata Freiin von Preißing zu Cronnenwinkel und der Anna Freiin von Traun.

Dieser ungemein große Sarg, sicher ein Übersarg, dessen lnnen-(Holz-)Sarg inzwischen vermorscht ist, birgt zwei ganze Totenköpfe und die obere Hälfte eines dritten Kopfes in sich, daneben eine Menge von halbverwesten schwarzen und roten Gewand-Resten. Er weist also einen Zustand arger Verwüstung auf.

Diese Tatsache, sowie das wirre Durcheinander der fürstlichen bzw. gräflichen Särge, desgl. an den Jesuiten-Särgen das Fehlen so vieler Sarg-Schilder, die ersichtlich abgerissen sind, gibt der Überlieferung Recht, wonach. die Franzosen und die damals in französischen Diensten stehenden Württemberger und Badenser, in der Zeit der Besetzung Glogaus von 1806-1814 der Gruft ihre wenig pietätvollen Besuche abgestattet und die schwere Unordnung daselbst herbeigeführt haben.

Die Rückkehr aus der Gruft führt uns unmittelbar vor den Hochaltar, mit seinem ,,tabernaculum Dei cum hominibus": ,,das Gezelt Gottes bei den Menschen." (Geh. Offenbarung 21; 3.)

Möge von dem Tabernakel dieser schönen Fronleichnams-Kirche überreicher Gottessegen allezeit ausgehen auf Leiter, Lehrer und Schüler des Glogauer Staatlichen kath. Gymnasiums, auf alle Bewohner dieser Stadt, auf Kirche und Vaterland!

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Der Hochaltar von 1901-1930

Literatur und Quellen

  • Blaschke, Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes. Hellmann, Glogau 1913.
  • Dietrich, Glogaus Schicksale in den Jahren der Franzosen-Besetzung. Flemming, Glogau 1925.
  • Hoffmann, Die Jesuiten in Glogau. Breslau 1926, Kommissionsverlag der ,,Schles. Volkszeitung".
  • Meißner, Tiepolo, Bielefeld 1897.
  • Patzak, Die Jesuitenkirche zu Glogau und die Kirche zu Seitsch. Hellmann, Glogau, 1922.
  • Seppelt, Geschichte des Bistums Breslau, 1929.
  • Zedlitz, Adels-Lexikon, Bd. 2 u. 3, Leipzig 1842.
  • Dreihundertiahr-Feier des Staatl. Kath. Gymnasiums zu Glogau. 1926.
  • G. J. Paschke, Beiträge zur Geschichte der Stadt Glogau 1827, Handschrift im Archiv der Glogauer Domkirche.
  • Akten des Archivs des Staatl. Kath. Gymnasiums zu Glogau. Akten und Zeichnungen des Staatl. Hochbauamtes zu Glogau.

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