Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 7, Juli 2006

Das Schlesische Museum zu Görlitz

öffnete seine Pforten

Das Schlesische Museum in Görlitz - der Schönhof. Foto: Herr Matschie
Am 13. Mai war es endlich soweit, der lange ersehnte Start für die Eröffnung der Dauerausstellung im Görlitzer Schönhof – dem deutschlandweit ältesten Bürgerhaus der Renaissance (von 1526) – wurde Realität. Im Rahmen einer Festveranstaltung im Theater wies der Oberbürgermeister von Görlitz, Joachim Paulick, auf die Bedeutung des Museums für die Stadt und Region hin und brachte den Wunsch zum Ausdruck, „dass das schon während der Aufbauphase große Interesse der Öffentlichkeit weiter anhalten möge, und das schlesische Museum zu Görlitz zur ersten Adresse für alle werde, die die Geschichte Schlesiens – unserer Heimat – auf authentische Weise erforschen wollen“. Der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Prof.-Dr. Georg Milbradt, unterstrich in seiner Rede, dass man sich der Bedeutung der letzten Bastion des deutschen Schlesiens, die jetzt zu Sachsen gehört, sehr wohl bewusst ist und diese auch künftig fördern will. Er nannte das Projekt „eine Brücke der Kultur, die Deutschland und Polen im Geiste verbindet“. Der Festakt wurde begleitet von musikalischen Darbietungen aus den Opern „Bahnwärter Thiel“ und „Fürst Pückler – ich bin ein Kind der Fantasie“.

Neben Grußworten des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, in dessen Vertretung Ministerialdirektor Prof. Dr. Hermann Schäfer sprach, zeigten Dr. Herbert Hupka (die Rede wurde von Dr. Klaus Schneider verlesen) sowie Prof. Dr. Gottfried Kiesow als Vorsitzender des Vorstands der deutschen Stiftung Denkmalpflege den Werdegang und die Bedeutung dieses Museumsprojektes auf. Letzterer verwies dabei auf die herausragenden Beziehungen zu Prof. Dr. Andrzej Tomaszewski, dem ehemaligen Generalkonservator der Republik Polen und heutigen Festredner, der sich allezeit für die Belange des gemeinsamen Kulturerbes einsetzte. Prof. Dr. Andrzej Tomaszewski selbst beeindruckte durch seine emotional geprägte Rede, in der neben einer völkerverbindenden Zusammenarbeit auch der Heimatliebe eine große Bedeutung beigemessen wurde. Beispielhaft verwies er dabei auf die vielfältigen Aktivitäten in Glogau und schloss seine Rede mit der – heute wie damals so aktuellen – Aufforderung, die Andreas Gryphius nach dem Dreißigjährigen Krieg an seine Mitmenschen richtete: "Wach auf, mein Herz, und denke"!

Der daran anschließende ökumenische Gottesdienst in der Kirche St. Peter und Paul fand unter der Leitung des Bischofs Prof. Dr. Wolfgang Huber (Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz) und Bischof Rudolf Müller (Bistum Görlitz) sowie unter Mitwirkung von Vertretern der Kirchen aus Polen und Tschechien statt.

Die Pläne für ein zentrales schlesisches Museum gehen in die 70er Jahre zurück, damals wurde der Standort Hildesheim auserkoren. Die durch den Fall der Mauer und der damit einhergehenden politischen Wende veränderte Lage lenkten schnell den Blick auf die Niederschlesische Oberlausitz und damit Görlitz. Bereits 1991 wurde in der Stadtverordneten-Versammlung ein entsprechender Beschluss verabschiedet, dem dann im Jahre 1996 die Gründung einer Stiftung folgte. Deren Träger waren: die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Sachsen, die Stadt Görlitz und die Landsmannschaft Schlesien, deren langjähriger Vorsitzender Dr. Herbert Hupka einer der maßgebenden Initiatoren war. Frau Dr. Idis B. Hartmann als stellvertretende Vorsitzende befindet sich heute als Vertreterin der Landsmannschaft im Stiftungsvorstand, Rudi Pawelka – der Vorsitzende – ist Mitglied des Stiftungsbeirates.

Die Dauerausstellung im Schönhof spannt nun einen weiten Bogen über 1000 Jahre schlesischer Geschichte. Angefangen von der slawischen Siedlungsperiode über die Öffnung durch das schlesische Herrschergeschlecht der Piasten gen Westen hin und damit die friedliche Entwicklung in den deutschen Kulturkreis hinein. Die wechselvolle Geschichte und die unterschiedlichen Besitzverhältnisse spiegeln sich in der übersichtlichen Präsentation auf etwa 2.000 m² wieder. Ein herausragendes Exponat dabei ist das im vergangenen Jahr erworbene Altarkreuz der Friedenskirche zum Schifflein Christi in Glogau. Eine Sonderausstellung unter dem Motto „Museumslandschaft Schlesien“ (30 Institutionen aus Deutschland, Polen und Tschechien) rundete die Eröffnungsfeierlichkeiten ab und zeigte, dass sich Görlitz in eine illustre Schar schon bestehender Museen einreiht. Sie alle verbindet die Freude an der Kultur und Geschichte Schlesiens.

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Herr Dr. Markus Bauer (l.) und Herr Thomas Kinzel (r.)
Im Namen des Vorstandes übermittelte Beiratsmitglied Hfrd. Thomas Kinzel die besten Wünsche des Glogauer Heimatbundes e.V. an den Direktor Dr. Markus Bauer und seine Mitarbeiter. Dieser verband damit die Hoffnung, dass die Aktivitäten des Museums auch von den ehemaligen Glogauern und deren Nachkommen aktiv unterstützt werden.

TK

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